Einfach groß und ein wenig artig

Die Idee ist so einfach wie bestechend: Man nehme 11 Druckbögen 100 x 70 Zentimeter, bedruckt diese einseitig mit Bildern und steckt diese lose zu einem Zeitungsbuch zusammen. Das Ergebnis: Zehn Fotomotive im Posterformat, zweimal gefaltet (was dem Poster keinen Abruch tut). Dieses “Stern XXL” Posterheft gibt es seit gut zehn Tagen in ausgewählten Kiosken und die Auflage ist auf 10.000 Exemplare limitiert.  Auch die Unterzeile vermittelt, hier wird geklotzt und nicht gekleckert: “Die besten Bilder der berühmtesten Fotografen”. Mit dabei Autoren wie Sebastiao Salgado, Ellen von Unwerth, Tim Flach oder Edward Burtynsky.

Grundsätzlich machen solche Druckwerke Spaß, sie sind einfach ungewöhnlich und selten bekommt man Fotografie in diesem Format am Kiosk präsentiert. Und aus der Sicht des Fotografen gesprochen: groß, da möchte man auch mal mit von der Partie sein. Allerdings auch ein wenig artig, denn die Bilder sind überwiegend bekannt und waren auch zum Teil schon im eigentlichen Stern gedruckt worden. Es ist ein Potpourri aus Mode, Reportage, Landschaft und Tierfotografie. Allesamt gute Bilder – keine Frage – aber (mecker, mecker, mecker) eben leider ohne Überraschung und wie wir ja wissen, ist eben Größe nicht alles. Im Editorial steht, dass ein Team von zehn RedakteurInnen die Auswahl getroffen hat, dies könnte vielleicht der Grund sein, warum trotz der Begeisterung für das formale Erebnis ein unbefriedigendes Gefühl zurück bleibt. Denn leider sind Team- bzw. Gremienentscheidungen zwar auf sympatische Weise demokratisch, aber dem Ergebnis dienen diese mit Kompromissen behafteten Entscheidungen fast nie.

Das Heft “Stern XXL” soll vermutlich auch ein Statement an die LeserInnen und die Branche sein, dass der Stern nach wie vor das Leitmedium für Fotografie in Deutschland sein will. Etwas mehr Mut bei der Bildauswahl und etwas mehr inhaltliche Relevanz der Bilder würde dieses groß-artige Bilderpacket zu dem machen, was es uns auf der ersten Seite zu sein verspricht: Einfach groß! In den Zeiten eines von Anzeigenverkäufern, Kontrollern und Klickraten beherrschten Journataiment sehnt man sich nach Eckigem, Kantigem und nach Bildern, die Fragen auslösen, statt uns ein weiteres mal mit Augenfutter zu umspühlen. Für dieses mutige Format wünscht man sich mehr mutigen Inhalt, denn gute Bilder kommen in den Himmel …

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