Die deutsche Polizei hat sich heute um die Pünktlichkeit im Rechtsstaat gesorgt: Eine internationale Demonstration für den Erhalt des politischen Kulturzentrums Rote Flora in Hamburg mit über 8.000 TeilnehmerInnen wurde mit Wasserwerfer-einsatz und Schlagstöcken am Weitergehen gehindert, weil diese sich etwa 10 Minuten zu früh in Bewegung setzte. Die pure Provokation. Es folgte Strassenkampf – erst im Hamburger Schanzenviertel, dann auf St. Pauli und anderen Stadtteilen. Dass es an diesem Tag Ärger geben würde, haben alle erwartet, dass er dann so schnell kam, war doch für viele überraschend. Die Bilder, die man sah und fotografieren konnte, waren genau so, wie wir diese kennen und erwarten: bengalische Feuer, explodierende Böller, marodierende Polizisten (allesamt ohne Schilde und gekleidet wie Figuren aus einem X-Box-Spiel), brennende Barrikaden, steinewerfende und schwarz gekleidete Demonstranten, zerbrochene Schaufensterscheiben, Wasserwerfer ecetera, ecetera.
Auf Grund der teilweise verzerrten und tendenzösen Berichterstattung der Medien und der unkritischen Übernahme von Polizeiberichten hier eine sehr gute Analyse von Bejamin Laufer auf seinem Blog.
Als ich dann abends das Editing der Bilder vornahm, gab es doch einige unscharfe Aufnahmen. Das Licht war schlecht und es dunkelte bereits als die Auseinander-setzungen begannen, sodass selbst bei hoher ISO-Zahl nicht alles gelang und auch der Autofocus aufgrund des diffusen Lichtes oftmals sehr spät seine Schärfeebene fand. Das Resultat: einerseits eine Reihe von etwa 15 „guten Randalebildern“ so wie oben beschrieben. Quasi eine Variation der Klassiker aus dem Genre der Demonstrations-Fotografie. Aus irgendwelchen Gründen stolperte ich aber über die unscharfen Bilder (vielleicht weil es so viele waren) und empfand diese spannender als die wohlfeinen Motive schlichter und guter Agenturfotografie. Sie waren weniger erwartbar und die Dynamik der Auseinandersetzung, die sehr schnell und entschlossen über die Bühne ging, kam besser zum Ausdruck. Nachdem ich nun zwei Jahrzehnte intensiv die sozialen und umweltpolitischen Proteste fotografiert habe, ein neues Seherlebnis. Spannend. Hier eine enge Auswahl der Motive in Schwarzweiss …
Alle, die nun den Unterschied zu den scharfen Bildern sehen wollen, klicken hier.
#hh2112 war der Hashtag für die Kommunikation via Twitter während der Demonstration.